Workaholic
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Warum die Tage des Workaholic gezählt sind!

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Früher arbeiteten die Menschen, um zu leben, heute leben die Menschen, um zu arbeiten.

Bertolt Brecht

Karrierethemen sind in aller Munde. New Work, Home Office, Remote Work – es gibt zahlreiche neue Entwicklungen, auf die sich Arbeitnehmer:innen 2021 einstellen müssen. Doch im Home Office steigt auch die Gefahr, länger und mehr zu arbeiten, als im Büro. Daten aus einer Studie der Harvard Business School und der New York University haben ergeben, dass Arbeiter:innen im Home Office fast eine Stunde länger arbeiten, als im Büro – der Weg nach Hause fällt weg und die freie Zeit wird mit noch mehr Arbeit gefüllt.

Dabei ist die Länge eines Arbeitstages alles andere als ausschlaggebend für den Erfolg in der Karriere. Tatsächlich sind Workaholics oft weitaus weniger produktiv als reguläre Arbeitnehmer:innen – und laufen auf lange Sicht Gefahr, ernsthaft krank zu werden.

Warum die Tage der Workaholics deswegen gezählt sind und wie genau sich das Krankheitsbild Arbeitssucht äußert, erklären wir in diesem Artikel.

Woher kommt der Begriff Workaholic?

Der Begriff Workaholic setzt sich aus den englischen Wörtern für Arbeit (Work) und Alkoholiker (Alcoholic) zusammen. Daher trifft im Deutschen auch die Bezeichnung Arbeitssucht sehr gut zu.

Wie die Übersetzung es schon klar zeigt, werden als Workaholic Menschen bezeichnet, die süchtig nach ihrer Arbeit sind. Ihr Job steht für sie an erster Stelle – und alles andere muss sich ihrer Karriere unterordnen.

Workaholic wird oft auch in Kombination mit dem Begriff Burnout verwendet. Hierbei ist die Arbeitssucht jedoch als Ursache zu sehen, wobei ein Burnout eine der Folgeerkrankungen der Arbeitssucht sein kann.

Was macht einen Workaholic aus?

Wir kennen das stereotypische Bild: Ein Mitarbeiter sitzt in zusammengekauerter Haltung im Büro vor einem überquellenden Postfach und während alle Kolleg:innen Feierabend machen, wird eine Überstunde nach der anderen gemacht. Was wir aus Werbung und Fernsehen als Definition eines Workaholic kennen, entspricht aber nicht immer der Wahrheit.

Tatsächlich haben die Deutschen allein im ersten Halbjahr 2019 knapp eine Milliarde Überstunden angehäuft, wie eine Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) herausgefunden hat.

Diese Information zeigt zwar, dass die Deutschen sehr pflichtbewusst sind, heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass die ganze Nation an Arbeitssucht leidet. Diese zeichnet sich nämlich durch zwei ganz konkrete Verhaltensmuster aus:

  • Zwanghafte Arbeit
  • Aufschieben von Arbeit

Das erste Muster bezieht sich auf zwanghafte Verhaltensweisen, die beim Arbeiten an den Tag gelegt werden. Zwanghafter Perfektionismus ist eine Form davon: Jedes noch so kleine und unwichtige Detail muss zur absoluten Perfektion ausgeführt werden. Bei solchen zwanghaften Arbeitsweisen geht der Blick für Prioritäten verloren und der Betroffene gerät in einen Strudel aus stets gleich wichtiger Arbeit.

Mit dem einher geht oft auch das Aufschieben oder Vermeiden von Arbeit, denn wenn alle Aufgaben die gleiche hohe Priorität haben und dennoch perfekt ausgeführt werden sollen, werden zwangsläufig einige Aufgaben hinten runter fallen. Dadurch entsteht zusätzlicher Druck und Stress, der sich negativ auf den Gemütszustand des Betroffenen auswirkt.

Weitere Anzeichen für Arbeitssucht sind:

  • Das eigene Wertschätzung ist stark von der Arbeit abhängig
  • Freizeit wird immer weniger wichtig
  • Beziehungen zu Partner, Freunden und Familie werden zugunsten des Jobs vernachlässigt
  • Schlafprobleme
  • Das berufliche Engagement übersteigt normales Pflichtbewusstsein
  • Immer später werdender Feierabend
  • Unfähigkeit Grenzen zu setzen, auch außerhalb des Jobs oder im Urlaub

Warum Workaholics oft weniger Erfolg haben

Wir haben an den vorab beschriebenen zwei Mustern ja bereits gezeigt, wie schnell sich aus einer übertriebenen Lust an der Arbeit ein zwanghaftes Verhalten entwickelt kann. Das ist aber leider immer noch nicht das primäre Bild, dass viele Deutsche von einem Workaholic im Kopf haben. Stellenweise ist der Suchtbegriff sogar positiv belegt, denn statt einer Sucht wird er mit Pflichtbewusstsein und Karrierefokus missverstanden.

Tatsächlich ist aber oft das Gegenteil der Fall. Je mehr die Arbeit zum Problem wird, desto weniger Leistung wird erbracht. Wer Informationen nicht priorisieren kann, wird früher oder später auch Deadlines nicht mehr einhalten können.

Und auch die Qualität der erbrachten Arbeit von Arbeitssüchtigen leidet – erst etwas, aber mit der Zeit immer auffallender. Die Folgen sind, dass sich Flüchtigkeitsfehler einschleichen, die Kreativität nachlässt und Zahlen durcheinander gebracht werden. Das Hirn des Arbeitssüchtigen ist schlicht und ergreifend zu voll und mit Arbeit belastet, um dem Druck weiterhin standzuhalten und eine gute Leistung zu erbringen.

Klüger ist es deswegen, kürzer aber effizienter zu arbeiten. Kurze Pausen während der Arbeit sind nicht nur für das körperliche Wohlergehen sinnvoll, sondern können auch den Kopf entlasten und so langfristig bessere Resultate fördern. Außerdem muss selbst das größte Arbeitstier zwischendurch mal seine Batterien aufladen.

Warum zu viel Arbeit nicht gesund ist

Arbeitssucht ist eine Krankheit, die kurz- und langfristig die psychische und körperliche Gesundheit angreift. Dabei lässt sich die Krankheit in vier Stadien einteilen.

Die vier Stadien eines Workaholics

1. Die Anfangsphase

Im ersten Stadium der Arbeitssucht nimmt die Arbeit immer mehr Raum ein im Leben. Das heißt, dass auch die Freizeit unter der Arbeitsbelastung leidet. Die Suche nach Bestätigung innerhalb des Jobs bestimmt auch den Alltag. Dabei ist ein erstes Anzeichen, dass heimlich gearbeitet wird, um das Ausmaß der Arbeitssucht vorerst noch zu verstecken. Private Pflichten und auch Freund oder Freundin des Arbeitssüchtigen werden bereits zunehmend vernachlässigt und auch Events in der Freizeit werden nicht wahrgenommen.

2. Die kritische Phase

So langsam nehmen Familie und Bekannte ersten Anzeichen einer Arbeitssucht wahr. Erste Vorwürfe, ein Workaholic zu sein, treffen auf Rechtfertigungsversuche. Trotzdem wird das Privatleben weiterhin der Arbeit untergeordnet. In dieser Phase kommt es zu ersten Ausfallerscheinungen wie Erschöpfung, denn die Masse an Arbeit kann nicht bewältigt werden.

3. Die chronische Phase

erschöpfter workaholic

Obwohl es zu ersten körperlichen Anzeichen wie Erschöpfung kommt, übernimmt der Betroffene weiterhin neue Aufgaben und sucht die Verantwortung im Beruf. Aufgrund eines wachsenden Perfektionismus werden nun Aufgaben auch nicht mehr delegiert, da das Gefühl besteht, niemand könne sie so gut wie man selbst umsetzen. Das Privatleben ist so gut wie nicht mehr existent – alles, was nichts mit der Arbeit zu tun hat, ist auch nicht wichtig. Außerdem können weitere physische und psychische Symptome wie Herz-Kreislauf-Störungen oder auch Depressionen und Angstzustände auftreten.

4. Die Endphase

Ein Workaholic im Endstadium weist massive Ausfallerscheinungen auf. Die Leistungen lassen nach und es können sich krankhafte Folgeerscheinungen bilden, wie etwa ein Burnout oder im schlimmsten Falle sogar ein Herzinfarkt. Die Anmeldung bei einem Psychologen sollte schnellstens erfolgen.

Der Selbsttest: Sind Sie ein Workaholic?

Haben Sie sich bereits in einer der oben genannten Kategorien wiedergefunden? Dann besteht durchaus die Chance, dass Sie ein Problem mit Arbeitssucht haben. Es gibt aber eine Möglichkeit, um das ganz genau herauszufinden.

Norwegische Wissenschaftler der Universität Bergen haben nämlich einen Fragenkatalog entwickelt, mit dem das Potential auf Arbeitssucht gemessen werden kann. Dabei werden sieben Kriterien anhand von Fragen untersucht, die betroffene Menschen auf einer Skala bewerten müssen. Die Studie wurde auf Basis von Daten von mehr als 12.000 norwegischen Arbeitnehmern durchgeführt.

Neugierig? Dann kommt jetzt hier der Selbsttest für Sie!

Leiden Sie an Arbeitssucht?

(1) trifft niemals zu, (2) trifft selten zu, (3) trifft gelegentlich zu, (4) trifft oft zu, und (5) trifft voll zu

  • Sie denken oft darüber nach, wie Sie sich mehr Zeit für die Arbeit verschaffen können.
  • Sie benötigen oft oder immer deutlich mehr Zeit für Ihre Arbeit als Sie ursprünglich eingeplant hatten.
  • Sie arbeiten oft, um Gefühle wie Schuld, Angst, Hilflosigkeit oder Niedergeschlagenheit zu reduzieren.
  • Ihnen wurde schon mal von anderen geraten, beruflich kürzerzutreten – aber das haben Sie ignoriert.
  • Sie geraten in innere Unruhe, wenn Sie nicht arbeiten können.
  • Sie vernachlässigen oft Hobbies oder Freizeitaktivitäten zugunsten Ihrer Arbeit.
  • Ihre Arbeit hat sich schon einmal negativ auf Ihre Gesundheit ausgewirkt

Die Auswertung

Beantworten Sie die oben stehenden Fragen mit einer der fünf Antwortmöglichkeiten der Skala. Wenn Sie dabei viermal oder häufiger die Option (4) trifft oft zu bzw. Option (5) trifft voll zu gewählt haben, sind Sie potenziell gefährdet, von Arbeitssucht betroffen zu sein.

Hilfe für Arbeitssüchtige: Das können Sie tun

Es gibt viele Anlaufstationen und auch Informationen im Internet für Arbeitssüchtige. Generell finden wir aber die beiden folgenden Punkte am hilfreichsten.

Kurzfristige Hilfe für Arbeitssüchtig

Nicht immer muss direkt eine ausgeprägte Arbeitssucht vorliegen, wenn Sie viel arbeiten. Manchmal liegt es auch einfach an äußeren Umständen wie einer anstehenden Deadline oder einer Umstrukturierung im Unternehmen, weswegen Sie Ihre Arbeit mit weniger Kollegen teilen können.

Wenn dies der Fall ist, sollten Sie sich etwas Unterstützung holen. Agenturen und Freiberufler:innen sind eine gute Möglichkeit, um kurzfristig ein bisschen Entlastung für Ihre Arbeit zu bekommen.

Langfristige Hilfe für Arbeitssüchtige

Wenn Ihr Selbsttest oben herausgefunden hat, dass Sie potentiell ein Workaholic sind und Sie die ersten körperlichen und psychischen Anzeichen bei sich bemerken, dann sollten Sie eventuell Unterstützung eines Psychotherapeuten suchen. Es gibt mittlerweile einige Therapien, deren Inhalte sich auf Burnout oder andere Krankheitsbilder einer Arbeitssucht konzentrieren. Das Ziel ist dabei die langfristige Veränderung des Arbeitsverhalten, um Schuldgefühle, Probleme beim Schlaf sowie ein dauerhaft zu hohes Arbeitspensum zu vermeiden.

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