Intrapreneurship: Innovation aus den eigenen Reihen
Letzte Aktualisierung am 25 August 2023 um 09:31 am
Wo liegt der Schlüssel zum Unternehmenserfolg? Diese Frage lässt sich pauschal wohl kaum beantworten. Schließlich führen viele Wege zum Ziel. Ein wesentlicher Aspekt, sich im Konkurrenzkampf durchzuschlagen, liegt in der Innovation.
Viele gute Geschäftsideen sind meist im Unternehmen selber zu finden, denn schließlich kennen die eigenen Mitarbeiter:innen die Firmenstrukturen, Ziele und ihre speziellen Bereiche am besten. Warum also Expert:innen teuer ankaufen, wenn das Potenzial direkt vor Ihrer Nase liegt? Geben Sie motivierten, kreativen Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, an innovativen Projekten zu arbeiten. Ermöglichen Sie ihnen Intrapreneurship!
Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, wobei es sich bei dem noch nicht allzu weitverbreiteten Trend handelt und wie er sich vom wesentlich bekannteren Term Entrepreneurship abhebt – denn hier liegt ein deutlicher Unterschied. Wir klären außerdem die Fragen, wie man Intrapreneur werden kann, wie Sie es als Führungskraft möglich machen können und wie so beide Seiten davon profitieren.
Intrapreneurship – Was hat es damit auf sich?
Das Wort Intrapreneurship setzt sich aus den Begriffen Intracorporate und dem bereits gebräuchlichen Term Entrepreneurship zusammen. Es beschreibt das Verhalten von Mitarbeiter:innen innerhalb eines Unternehmens.
“Intra-Corporate Entrepreneurship”
Der Begriff Intrapreneur wurde bereits vor Jahrzehnten verwendet. Eingeführt haben ihn Gifford Pinchot III und Elizabeth S. Pinchot in ihrem Werk “Intra-Corporate Entrepreneurship” von 1978. Darin wurde die Problematik geschildert, dass die Führungsetage von großen Unternehmen so sehr mit dem Managen beschäftigt ist, dass sie den Blick für mögliche Problematiken auf Angestelltenebene und gewinnbringende Innovationen verlieren.
Was ist ein Entrepreneur?
Der Begriff Entrepreneur ist den meisten vermutlich schon einmal untergekommen. Das Wort kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie unternehmen – und genau darum geht es auch. Als Entrepreneur werden Personen bezeichnet, die selber ein Unternehmen gründen und dieses führen. Als Inhaber:in eines Unternehmens haben Entrepreneure volle Freiheiten und tragen die gesamte Verantwortung. Damit gehen selbstverständlich auch Risiken einher. Falsche Entscheidungen und missgünstige Verläufe haben Auswirkungen auf das Unternehmen samt aller Mitarbeiter:innen.
Was versteht man unter Intrapreneuren?
Intrapreneure haben keine eigene Firma, sind jedoch stark an dem Erfolg des Unternehmens, indem sie tätig sind, interessiert. Sie tragen mit eigenen Ideen und deren Umsetzung dazu bei, das Unternehmen voranzubringen.
Was ist der Unterschied zwischen Entrepreneur und Intrapreneur?
Bei Entrepreneuren und Intrapreneuren gibt es viele Gemeinsamkeiten zu erkennen. Beiden Parteien fehlt es nicht an Kreativität, intrinsischer Motivation, Ehrgeiz und Zielstrebigkeit. Sie arbeiten engagiert daran, ihre Ideen zu verwirklichen und lassen sich durch Rückschläge nicht so leicht aus der Bahn werfen. Einen weiteren Charakterzug, den Intrapreneure und Entrepreneure gemeinsam haben, ist die Fähigkeit, eigenverantwortlich zu handeln.
In der Ausführung und den Konsequenzen des Tuns gibt es jedoch deutliche Unterschiede. Während ein Entrepreneur allein für sein Handeln verantwortlich ist und sich und seine Mitarbeiter:innen im schlimmsten Fall durch Fehlentscheidungen in den finanziellen Ruin treiben kann, sieht dies bei Intrapreneuren anders aus.
Bei diesen handelt es sich um Unternehmer:innen im Unternehmen, die nicht die volle Verantwortung für das Ergebnis ihrer Projekte tragen. Das Intrapreneurship macht in der Regel einen kleinen Teil des großen Ganzen aus. Daher wirken sich Fehlentscheidungen oder Misserfolge auch nicht so stark auf die einzelne Person aus. Ein Worst-Case-Scenario wäre die Beendigung des Intrepreneurship vonseiten des Arbeitgebers. Die eigentliche Arbeitsstelle würde nicht verloren gehen.
Vorteile eines Intrapreneurship Programme
In den USA ist Intrapreneurship keine Seltenheit mehr. Unternehmen haben bereits vor einiger Zeit erkannt, dass Innovationskraft der Dreh- und Angelpunkt ist, wenn es darum geht, auf dem Markt an Einfluss zu gewinnen. Anders sieht das in den europäischen Ländern aus. Hier ist der Trend noch nicht so weit verbreitet, gewinnt jedoch zunehmend an Popularität – und das nicht zu Unrecht. Denn schließlich bringt das Konzept des Intrapreneurships zahlreiche Vorteile mit. Das Denken und Handeln den internen Reihen zu überlassen ist nicht nur effektiv, sondern auch kostensparend. Wir zeigen die Vorteile in der Übersicht auf:
- Mitarbeiter:innen sind Profis in ihrem Bereich. Sie kennen die Arbeitsabläufe, Prozesse und die Unternehmensziele und können daher am ehesten sehen, wo es Optimierungsbedarf gibt oder wie eine Umsatzsteigerung erreicht werden kann.
- Engagieren Sie für Optimierungsmaßnahmen einen Experten oder eine Expertin, müssen Sie diesen zunächst in die Interna einarbeiten. Nur wenn der oder die Spezialist:in das Unternehmen in seiner Gänze versteht, kann er oder sie sinnvolle Erfolgskonzepte liefern. Das kostet Zeit und Geld, die Sie durch Intrapreneure einsparen können.
- Ihre Mitarbeiter:innen sitzen direkt an der Quelle. Kreative Köpfe werden voller Ideen sein, welche Weiterentwicklungen möglich sind und welche Technik oder Arbeitsprozesse verbessert werden können. Möglicherweise werden komplett neue Arbeitsbereiche oder Produkte geschaffen.
- Durch die Einführung eines Intrapreneurship-Programms werden Mitarbeiter:innen motiviert, ihre Geschäftsideen kundzutun und ihr Können unter Beweis zu stellen. Auf diese Weise kommen unentdeckte Talente zum Vorschein, die dann zielorientiert gefördert werden können.
- Es gibt viele Mitarbeiter:innen, die sich in ihrer Arbeit eingeschränkt fühlen und ihr volles Potenzial nicht entfalten können. Ein Intrapreneurship-Programm gibt ihnen diese Möglichkeit, wodurch die Arbeitszufriedenheit gesteigert wird.
- Intrapreneurship vermeidet den Stillstand einer Organisation. Ständige neue Ideen führen zu innovativem Fortschritt.
Die Anforderungen an die Führungsetage bei einer innovativen Unternehmenskultur
Wir sind ausführlich auf die Vorteile eingegangen, die das Konzept Intrapreneurship mit sich bringt. Viele große Organisationen wie Google oder die Deutsche Bahn haben bereits gewinnbringend vom Ideenreichtum ihrer Mitarbeiter profitiert. Möchten auch Sie von potenziellen Intrapreneuren in Ihrem Unternehmen profitieren, sollten Sie entsprechende Rahmenbedingungen liefern.
Selbstverständlich muss kommuniziert werden, dass eine offene Unternehmenskultur herrscht, in der Ideen erwünscht sind. Hat ein:e Mitarbeiter:in einen guten Gedanken und ein Konzept ausgearbeitet, sollte er oder sie keine Hemmungen haben, dieses anzubringen. Erscheint der gesamte Weg zu steinig, kann es vorkommen, dass die Betroffenen einen Rückzieher machen. Dies wiederum führt zu Unzufriedenheit am Arbeitsplatz. Folgende Punkte sollten folglich Beachtung finden:
- Offene Unternehmenskultur: Es muss für jede:n Mitarbeiter:in klar sein, dass eine offene Kommunikation und das Vorbringen von Ideen erwünscht sind.
- Wertschätzung: Wertschätzung spielt bei der Aufrechterhaltung der Motivation eine entscheidende Rolle. Zeigen Sie dem Intrapreneur, dass Sie seine/ihre Leistung anerkennen.
- Aus Fehlern lernen: Leben Sie dieses Motto in Ihrem Unternehmen. Zeigen Sie, dass Scheitern dazu gehört und dass Sie es tolerieren. Andernfalls könnte es sein, dass die Mitarbeiter:innen den Mut verlieren, zukünftige Ideen vorzustellen.
- Auf Augenhöhe: Insbesondere im Intrapreneur-Programm ist es wichtig, mit den Mitarbeitern auf Augenhöhe zu sein. Flachen Sie Hierarchien soweit wie möglich ab, denn schließlich versuchen die Intrapreneure Ihr Unternehmen zum Erfolg zu führen.
- Austausch: Überlassen Sie die Intrapreneure nicht sich selbst. Bleiben Sie im regelmäßigen Austausch. Stellen Sie Fragen, erkundigen Sie sich nach Problemen. Auf diese Weise wissen Sie stets, auf welchem Stand sich das Projekt befindet. Außerdem wird sich der Intrapreneur nicht allein gelassen fühlen.
In vielen Unternehmen ist Veränderung ein Tabu-Thema. Kollegen sowie Vorgesetzte schieben kreative Ideen mit der Phrase „Das haben wir schon immer so gemacht“ beiseite. Sie haben Angst vor Veränderung, doch gerade in der heutigen Zeit kann Stillstand häufig das Ende für ein Unternehmen bedeuten. Es ist wichtig, dass die Führungsetage beim Thema Intrapreneurship an einem Strang zieht und dies klar kommuniziert.
Neben der offenen Unternehmenskultur ist es förderlich, den Intrapreneuren verschiedene Ressourcen bereitzustellen:
- Faktor Zeit: Wie eingangs erwähnt, sind Intrapreneure in der Regel intrinsisch motiviert und arbeiten auch über die vorgeschriebene Arbeitszeit hinaus, um ein entworfenes Projekt fertigzustellen. Dies klappt jedoch nur zu einem gewissen Grad und die Produktivität ist gehemmt. Die Mitarbeiter:innen werden effizienter arbeiten und bessere Ergebnisse liefern, wenn ihm im Rahmen des Intrapreneur-Projektes zusätzliche Zeit eingeräumt wird. Dies kann zum Beispiel ein Tag pro Arbeitswoche sein, an dem sich der oder die Mitarbeiter:in voll und ganz seinem/ihrem Vorhaben widmen kann. Eine Auszeit über einen längeren Zeitraum ist ebenfalls denkbar. Dies sollte individuell nach Größe und Wichtigkeit der Aktion entschieden werden.
- Finanzspritze: Intrapreneuren geht es bei der Umsetzung von eigenen Ideen nicht in erster Linie um einen Zuverdienst, sondern um Entfaltung und Selbstverwirklichung. Allerdings sind die meisten Projekte nicht ohne das entsprechende Budget möglich. Ein Intrapreneur arbeitet nicht für sein eigenes Unternehmen und ist daher vermutlich nicht gewillt, noch selber in die Tasche zu greifen. Stellen Sie das nötige Budget bereit.
- Know-how: Ein Intrapreneur mag gute Ideen und bereits ausgearbeitete Konzepte liefern. Für eine einwandfreie Umsetzung wird jedoch häufig noch zusätzliches Know-how benötigt. Stellen Sie dem/der Mitarbeiter:in frei, an Fortbildungen teilzunehmen oder auf die Beratung von Expert:innen zurückzugreifen.
- Interne Ressourcen: Viele Ressourcen befinden sich bereits im Unternehmen. Stellen Sie sicher, dass diese gewinnbringend genutzt werden. So sollte den Intrapreneuren ermöglicht werden, auf Geräte, Dokumente, wissenschaftliche Studien oder Materialien zuzugreifen.
Intrapreneurship: Ein Win-Win für Mitarbeiter:innen und Unternehmen
Bei Intrapreneuren handelt es sich oft um Freigeister.
Erhalten Sie vom Unternehmen die Möglichkeit, ihre Ideen kundzutun und zu verwirklichen, gibt ihnen dies in der Regel einen großen Ansporn. Es motiviert sie, das Unternehmen mit selbst entworfenen Projekten anzukurbeln. Eine so bedeutende Rolle zu spielen fördert die allgemeine Zufriedenheit.
Viele Intrapreneure gehen so in ihrer Selbstverwirklichung auf, dass Sie zusätzliche Arbeitszeit und eine größere Belastung dafür gerne in Kauf nehmen. Hier ist jedoch die Gefahr gegeben, dass sich diese Mitarbeiter:innen schnell überfordern. Mehr und mehr Unternehmer:innen schaffen daher eine Kultur, in denen Sie potenziellen Intrapreneuren die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen. Das kann in Form einer Freistellung sein, finanziellen Anreizen oder der Bereitstellung von relevanten Informationen und Materialien.
Wie wird man Intrapreneur?
Nicht jeder ist für die Rolle eines Intrapreneurs geboren. Fähigkeiten wie Kreativität, Ehrgeiz oder Mut sollten einem im Blut liegen.
Dabei ist es ganz egal, ob der oder die Mitarbeiter:in nur ein paar Wochen Berufserfahrung mitbringt oder bereits seit Jahrzehnten im Unternehmen tätig ist. Entscheidend ist das, was im Kopf passiert, die Ambition und der Ideenreichtum.
Ein klassischer Intrapreneur fühlt sich häufig in einem Arbeitsumfeld mit starren Strukturen und wenig Raum zur Entfaltung nicht wohl. Sie schauen über den Tellerrand ihrer Jobbeschreibung hinaus, sie analysieren vorhandene Arbeitsabläufe und Prozesse und suchen stetig nach Möglichkeiten der Optimierung.
Sind die oben genannten Eigenschaften in einer Person verankert, ist der Schritt zum Intrapreneur nur noch ein Katzensprung – vorausgesetzt, die Person befindet sich in einem geeigneten Unternehmen. Im Idealfall ist bereits ein Intrapreneurship-Programm in der Unternehmenskultur verankert. Gibt es ein solches noch nicht, es herrscht jedoch eine offene Unternehmenskultur, in der Anregungen erwünscht sind, können Mitarbeiter:innen mit ausgefeilten Konzepten punkten.
Es gibt weitere Eigenschaften, die in der Rolle des Intrapreneurs wichtig sind, wie zum Beispiel ein gutes Kostenverständnis, Kalkulationvermögen sowie unternehmerisches Handeln. Bei diesen Faktoren handelt es sich nicht um Talente, die jemand einfach so mitbringt oder eben nicht, sie müssen bzw. können erlernt werden. Ist ein Intrapreneurship-Programm vorhanden, werden die Kosten für Seminare oder Fortbildungen zu diesen Themen nicht selten für Interessierte übernommen.
Fazit
Der Trend Intrapreneurship ist in Deutschland noch frisch, doch es steht außer Frage, dass Intrapreneure einen großen Gewinn für ein Unternehmen einbringen können. In welchem Umfang dieses Konzept gelebt werden kann, hängt von der Größe sowie der Struktur der Organisation ab. Sind die entsprechenden Rahmenbedingungen in Ihrem Unternehmen gegeben, sollten Sie sich nicht scheuen, auf diesen Zug aufzuspringen. Schließlich sind die Vorteile nicht von der Hand zu weisen. So kostengünstig kommen Sie nicht an innovativen Fortschritt – und Fortschritt ist in der heutigen Zeit ein Muss, um auf dem Markt standhalten zu können.