Erfahrungskurve
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Erfahrungskurve: Kostenersparnis durch Produktionssteigerung

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Das Modell der Erfahrungskurve, auch Kostendegressionseffekt genannt, besagt, dass mit steigender Ausbringungsmenge die Stückkosten pro Produkt sinken. Konkret heißt es, dass pro Verdoppelung der ausgebrachten Produktmenge eines Unternehmens die Kosten dafür um 20-30% sinken.

Zunehmende Verkaufszahlen und gesammelte Erfahrung können folglich mit einer beträchtlichen Kostenersparnis einhergehen. Das hört sich natürlich sehr verlockend an – daher wollen wir uns das Modell der Erfahrungskurve in diesem Artikel genauer anschauen!

Erfahrungskurve ‒ Was ist das?

Bei dem Prinzip der Erfahrungskurve handelt es sich um ein Konzept aus dem Bereich der Ökonomie. Es besagt, dass jedes Mal, wenn sich die Ausbringungsmenge verdoppelt wird, die tatsächlichen Stückkosten um einen Anteil von 20-30% fallen. Mehr als die beiden Faktoren, ausgebrachte Produktmenge und Stückkosten, finden in dem Konzept keine Verwendung. Wenn es Unternehmen folglich gelingt, Ihre Absatzzahlen zu steigern, können Sie mit sinkenden Ausgaben rechnen.

Die ersten Erkenntnisse der Erfahrungskurve im Bereich der Betriebswirtschaft gehen bis ins Jahr 1936 zurück. Theodor Paul Wright hat in den USA eine Untersuchung zum Flugzeugbau durchgeführt, auf welche die Theorie der Erfahrungskurve zutrifft. Geprägt wurde der Begriff 30 Jahre später von Bruce Henderson, der die Boston Consulting Group gründete.

Grafische Veranschaulichung zur Erklärung der Erfahrungskurve

In der Grafik werden die Stückkosten auf der y-Achse (vertikal) und die Ausbringungsmenge auf der x-Achse (horizontal) dargestellt. Zu Beginn der hellblauen Erfahrungskurve, wenn die Produktionsmenge noch sehr niedrig ist, sind die Kosten pro Stück sehr hoch. Je größer die kumulierte Menge, desto niedriger die Stückkosten.

Die Erfahrungskurve zeigt einen abschwächenden Verlauf. Zu Beginn ist der Effekt der Erfahrungskurve am stärksten. Gegen Ende, wenn die alle Optimierungen voll ausgeschöpft sind, werden die Kosten nicht mehr weiter reduziert werden können bzw. es wird sich lediglich um marginale Werte handeln.

Rechenbeispiel

Die abfallende Kurve lässt sich besonders deutlich durch ein Rechenbeispiel erklären:

Wir gehen davon aus, dass die Kostenersparnis pro Verdoppelung bei 20% liegt. Zu Beginn wird ein Stück zum Preis von 100€ produziert. Verdoppelt sich die Produktion auf zwei Stück, fallen die Kosten um 20% auf 80€ pro Stück. Eine erneute Verdopplung lässt die Produktionskosten auf 64€ pro Stück sinken und so weiter. Wichtig dabei ist, dass die Kostenreduktion von 20% jeweils vom vorherigen Wert berechnet wird und nicht von den Ausgangskosten.

  • 1 Stück = Produktionsstückkosten liegen bei 100€
  • 2 Stück = Kosten liegen bei 80€ pro Stück (Kostenersparnis 20€)
  • 4 Stück = Kosten liegen bei 64€ pro Stück (Kostenersparnis 16€)
  • 8 Stück = Kosten liegen bei 51,7€ pro Stück (Kostenersparnis 12,3€)
  • 16 Stück = Kosten liegen bei 41,3€ pro Stück (Kostenersparnis 10,4€)

In dem Beispiel wird deutlich, dass die Kostenersparnis immer geringer wird. Bei einer Fortführung der Rechnung würden die Unterschiede bald unwesentlich werden.

Wodurch wird die Kostendegression bedingt?

Nun stellt sich natürlich die spannende Frage, wodurch die Reduktion der Kosten pro Stückzahl überhaupt zustande kommt. Ganz automatisch passiert dies nicht. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, Einsparungen vorzunehmen, wenn die Produktionszahl erhöht wird. Wir stellen Ihnen im Folgenden verschiedene Gründe vor, welche die Kostendegression positiv bedingen können. Welche davon für Ihr Unternehmen in Betracht kommen, ist im Einzelfall zu prüfen.

Einkaufspreis sinkt

Das Stichwort beim Einkaufspreis ist Mengenrabatt. Je mehr Sie produzieren, desto mehr Material benötigen Sie. Kaufen Sie Rohmaterialien in größeren Mengen, wird der Einkaufspreis sinken.

Lerneffekt

Durch die stetige Wiederholung und Übung in der Produktion stellt sich ein Lerneffekt ein. Mitarbeiter:innen haben das nötige Know-How und können ihre Arbeitsschritte routinierter angehen. Die Folge ist eine schnellere Fertigung der Produkte sowie ein geringerer Anteil an Fehlproduktionen. Zeitersparnis und die Senkung von Materialkosten führen zur Kostendegression im Rahmen der Erfahrungskurve.

Technischer Fortschritt

Das Anschaffen von teuren Maschinen lohnt sich für sehr kleine Unternehmen mit geringer Produktion oft nicht. Steigt die Ausbringungsmenge jedoch an, kann in solche investiert werden. Je nach Situation kann es sich lohnen, eine Maschine anzufertigen, die speziell auf die Bedürfnisse der Produktion zugeschnitten ist. Die Investitionskosten müssen zunächst getragen werden, doch werden sich die Stückkosten anschließend reduzieren.

Rationalisierungsmaßnahmen

Anknüpfend an die technische Optimierung findet bei der Herstellung größerer Mengen ein Rationalisierungsprozess statt. Abläufe werden automatisiert, wodurch die Produktivität ansteigt.

Wie Sie sehen, gibt es unterschiedliche Faktoren, die die Kostendegression bei steigender Produktion verursachen können. Wir haben Ihnen hier lediglich eine grobe Übersicht gegeben. Es gibt durchaus noch weitere Details, die im Rahmen der Kostenreduktion eine Rolle spielen. Zusammengefasst sind die wichtigsten Gründe: der sinkende Einkaufspreis, Optimierungsmöglichkeiten im Prozessablauf und der Lerneffekt.

Unterschiede in der Intensität der Erfahrungskurve

Wie bereits kurz erwähnt, passiert die Kostenersparnis von 20-30% nicht vollständig automatisch. Bei der Erfahrungskurve handelt es sich schließlich nur um ein Schema, das nach Beobachtungen zufolge häufig eintritt, aber eben nicht immer. Nicht in jedem Unternehmen sinken die Stückkosten um 20-30% pro Verdoppelung der Produktionsmenge. Je nach Vorgehensweise im Unternehmen ist die Erfahrungskurve unterschiedlich stark ausgeprägt.

Dies liegt insbesondere darin, dass das Potenzial und die Möglichkeiten, die eine erhöhte Produktion mit sich bringen, genutzt werden müssen. Handelt es sich um eine traditionelle Firma, die sich gegen jegliche Neuerungen sträubt, gemäß dem Motto „Das haben wir schon immer so gemacht“, wird die Erfahrungskurve einen deutlich flacheren Verlauf zeigen. Denn Optimierungsmaßnahmen müssen aktiv eingesetzt werden und tragen erheblich zur Kostendegression bei.

Möchten Sie das Beste aus der Produktionssteigerung für Ihr Unternehmen herausholen, sollte festgelegt werden, wer sich aktiv um das Einsparungspotenzial kümmert.

Mit der Erfahrungskurve zum Erfolg auf dem Markt

Die Erfahrungskurve steht in engem Zusammenhang mit einem zunehmenden Marktanteil sowie dem Marktwachstum.

Marktanteil

Steigt Ihr Anteil auf dem Markt, können Sie von der Kostendegression profitieren und sind somit konkurrenzfähiger. Hier wird deutlich, dass kleinere Unternehmen es sehr schwer haben, dem Konkurrenzkampf auf dem Markt standzuhalten. Unternehmen, die bereits über einen großen Marktanteil verfügen und große Mengen absetzen, können von den Kostensenkungspotenzialen, die damit einhergehen, Gebrauch machen. Die Folge sind geringe Produktpreise, mit denen kleine Unternehmen kaum mithalten können. Diese müssen die Marktanteile erst erschließen, ohne dass Sie die Vorteile der Erfahrungskurveneffekte genießen können.

Gelingt es Unternehmen nicht, Marktanteile zu erschließen, die Produktion anzukurbeln und Kosten zu senken, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese nicht dauerhaft wettbewerbsfähig sein können.

Marktwachstum

Das Marktwachstum hat einen erheblichen Einfluss auf die Intensität und Dauer der Erfahrungskurve. Bei einem langsamen Marktwachstum dauert es wesentlich länger, bis eine Verdopplung der kumulierten Produktionsmenge einsetzt. Folglich ist das Kostensenkungspotenzial erst zu einem späteren Zeitpunkt gegeben. Im Gegensatz dazu ermöglicht ein schnelles Marktwachstum eine schnellere Verdopplung der kumulierten Ausbringungsmenge. In diesen Fällen können Unternehmen zügig von den Kostenersparnissen profitieren.

Marketing

Um sich auf dem Markt durchsetzen zu können, ist ein gutes Marketing unumgänglich. Sie können Ihre Produktionsmenge nur dann verdoppeln, wenn Bedarf vorhanden ist.

Die Möglichkeiten des Marketings im Zeitalter der Digitalisierung sind nahezu grenzenlos. Von Marketingkampagnen mit Instagram-Stars hin zu personalisierten Werbeeinblendungen ist alles im Bereich des möglichen. Professionelle Agenturen, die sich auf digitales Marketing spezialisiert haben, können für Sie der Schlüssel zum Erfolg sein.

Ein wichtiges Tool im Bereich des Marketing steht Ihnen vermutlich bereits zur Verfügung: Daten. In der digitalen Welt wimmelt es nur so von wertvollen Informationen. Data-Consulting-Agenturen können Ihnen verraten, wie Sie diese gewinnbringend einsetzten können.

Bessere Planung durch Erfahrungskurvenanalyse

Das Konzept der Erfahrungskurve kann Ihnen in Sachen Planung förderliche Informationen für Ihr Unternehmen liefern. Durch die Analyse des Erfahrungskurvenmodells können Sie Beziehungszusammenhänge erschließen, die wir für Sie stichpunktartig formuliert haben:

  • Ausgangssituation kann strategisch beurteilt werden
  • langfristige Kostenentwicklungen können prognostiziert werden
  • Kostenentwicklung der Konkurrenz ist besser absehbar
  • Potenzial zur Rationalisierung und Automatisierung kann ermittelt werden
  • besseres Abwägen, ob Zwischenprodukte in Eigenproduktion gefertigt oder geliefert werden sollten

Das Erfahrungskurvenkonzept gibt einen guten Überblick darüber, in welchem Maß eine Verringerung der Kosten bei zunehmender Produktion möglich ist. Eine Ersparnis von 20-30% ist ein wesentlicher Unterschied, ohne den es möglicherweise nicht realistisch ist, auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben.

Wir haben Ihnen erklärt, wodurch die Kostendegression bedingt wird und dass ein aktives Handeln dafür erforderlich ist. Möchten Sie Ihr Unternehmen zum Erfolg bringen, spielen Lerneffekte, Prozessoptimierung und geringere Einkaufspreise eine wichtige Rolle.

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