Geschäftsmodell definieren
Digitalstrategie

Leitfaden: Wie Sie Ihr Geschäftsmodell definieren

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Viele neue Start-ups werden jedes Jahr gegründet. Einige davon haben bereits ein Geschäftsmodell entwickelt, das Sie am Markt erfolgreich machen wird. Einige haben dies noch nicht exakt definiert und viele haben sich vielleicht noch gar keine Gedanken dazu gemacht. Aber nicht nur Start-ups sollten sich ihr Geschäftsmodell anschauen. Auch für etablierte Unternehmen ist es wichtig, das eigene Business kontinuierlich zu analysieren und gegebenenfalls zu innovieren. Dabei ist es essenziell, herauszufinden, was das eigene Modell von anderen differenziert. Damit Sie nicht vergessen, welche Inhalte bei Ihrem Geschäftsmodell zu beachten sind, werden wir Ihnen hier verschiedene Konzepte zeigen, wie Sie Ihr Geschäftsmodell erarbeiten und definieren können.

Was ist ein Geschäftsmodell und warum müssen Sie dies definieren?

Ein Geschäftsmodell definiert, wie Ihr Unternehmen Wert schafft, Kunden bedient und damit Geld verdient. Es beantwortet einige Fragen, die vor allem bei der Gründung eines Unternehmens essenziell sind, um dieses erfolgreich zu etablieren. Ihr Geschäftsmodell zeigt Ihnen und externen Stakeholdern eine abstrakte Version dessen, wie Sie agieren. Es gibt ein einfaches Bild Ihres Unternehmens wieder. Dabei werden wichtige Funktionen benannt und Erfolgsfaktoren auf einfache Art und Weise dargestellt. Diese Abstraktion ist natürlich nicht statisch und muss nach und nach durch Geschäftsmodell-Innovationen angepasst werden.

Zur Definition eines Geschäftsmodells gibt es einige Konzepte, die Ihnen dabei helfen, keinen wichtigen Aspekt zu vergessen und die einzelnen Komponenten miteinander in Verbindung zu setzen.

Konzepte mit denen Sie Ihr Geschäftsmodell definieren

Es gibt viele verschiedene Konzepte, die alle eine ähnliche Methodik beinhalten, Geschäftsmodelle zu definieren. In diesem Artikel wollen wir uns der Einfachheit halber auf zwei Konzepte beschränken, die die interne und externe Betrachtung des Geschäftsmodells gut beschreiben und aufzeigen, an welchen Stellen ein Unternehmen noch Handlungsbedarf hat oder nach Partnern suchen muss.

Das Business Model Canvas und das magische Dreieck entstammen beide der Universität St. Gallen und werden weit verbreitet genutzt. Da diese Modelle einen stark vereinfachten und einen genaueren Blick in Ihr Geschäftsmodell erlauben, werden wir uns diese Konzepte genauer ansehen.

Business Model Canvas

Das Business Model Canvas (kurz: BMC) ist eine vereinfachte Darstellung Ihres Unternehmens. Es zeigt in mehreren Bereichen auf, wie Sie Werte schaffen und damit Geld verdienen. Durch die verschiedenen Dimensionen ist es gut geeignet, damit Sie intern Funktionen festlegen und Erfolgsfaktoren definieren können.

Business Model Canvas Template
Quelle: Startpatz

Schauen wir uns einmal genauer an, was im BMC alles enthalten ist:

Wie erstellen Sie Ihre Dienstleistung oder Ihr Produkt?

  • Schlüsselpartner: Hier listen Sie auf, wer Ihnen bei der Erstellung Ihres Produktes oder Ihrer Dienstleistung hilft. Dies können z.B. Lieferanten oder Kooperationen mit anderen Unternehmen sein.
  • Schlüsselaktivitäten: Was machen Sie genau? Hier zeigen Sie, welche Ihrer Aktivitäten essenziell für die Erstellung Ihres Produktes oder Ihrer Dienstleistung sind.
  • Schlüsselressourcen: Haben Sie Zugang zu besonderen Ressourcen, die Ihre Konkurrenz nicht hat? Dies beinhaltet sowohl materielle Ressourcen als auch Ihr Humankapital.

Was macht Sie besonders?

  • Ihr Wertversprechen: Warum sind SIE besser als die Konkurrenz? Dieser Punkt zeigt Ihnen intern aber auch möglichen Partnern und Kunden extern, warum Sie in Ihrem Markt herausstechen.

Wer sind Ihre Kunden?

  • Kundenbeziehungen: Hier listen Sie Ihre Kernkunden und die Beziehungen zu diesen auf. Überlegen Sie sich hier, wie Sie diese Verbindungen gut pflegen können.
  • Kundensegmente: Welche verschiedenen Kunden haben Sie? Gliedern Sie Ihre verschiedenen Zielgruppen nach genauen Kriterien, um zu sehen, wie Sie wen am besten bedienen können.
  • Kanäle: Wie erreichen Sie Ihre Kunden? Hier können Sie zeigen, ob Sie online aktiv sind oder ein Ladengeschäft haben. Eventuell beruht Ihr Geschäftsmodell auch auf einem Multi-Channel-Ansatz.

Wieviel verdienen Sie damit?

  • Kostenstruktur: Welche fixen und variablen Kosten haben Sie? Listen Sie alle Kosten auf. Dadurch sehen Sie, an welchen Stellen Sie eventuell etwas einsparen können.
  • Erlösquellen: Woher erhalten Sie Ihre Umsätze? Durch diese Analyse sehen Sie, welche Umsätze wichtiger sind als andere und wie Sie diese maximieren können.

Wenn Sie alle diese Aspekte berücksichtigen und abdecken, haben Sie Ihr Geschäftsmodell genau definiert und wissen die wichtigsten Erfolgsfaktoren, auf die Sie sich konzentrieren sollten. Allerdings ist das BMC für ein Modell sehr genau und daher nicht ideal, um jemandem extern zu erklären, was Sie genau machen. Die vier groben Teile des BMC lassen sich daher zum magischen Dreieck anordnen.

Magisches Dreieck

Das magische Dreieck vereinfacht Ihr Geschäftsmodell und bricht es auf die vier essenziellen Hauptfragen herunter. Auf diese Fragen sollten Sie jeweils eine genaue Antwort haben, um Ihr Geschäftsmodell am besten in vier Sätzen beschreiben zu können.

Magisches Dreieck
Quelle: Digitale Neuordnung

Im Mittelpunkt steht das “Wer?” und damit Ihr Kunde! Überlegen Sie sich genau, wen Sie bedienen und wer Ihre Zielgruppe ist. Haben Sie hier eine genaue Persona im Kopf, die Ihr Zielkunde ist.

Außenrum entwickelt sich Ihr Geschäftsmodell in den übrigen drei Dimensionen. Das “Was?” beinhaltet Ihr Wertversprechen und damit das, was Sie einzigartig macht. Eventuell sind Sie der Preisführer oder haben eine besondere Funktion, die keiner Ihrer Konkurrenten bieten kann. Beispiele dafür sind z.B. das erstklassige Design und intuitive User Interface von Apple oder die Top-Level Performance von Nike Sportbekleidung.

Das “Wie?” befasst sich mit Ihrer Wertschöpfung? Welche Ressourcen, Partner und Aktivitäten haben Sie, um Werte zu kreieren und mit diesen den Kunden zu bedienen? Versuchen Sie in einem Satz aufzulisten, wie Sie Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung erstellen und was Ihnen dazu verhilft. Dadurch sehen Sie selbst auch noch einmal, welche Ressourcen, Partner und Aktivitäten wirklich essenziell für Ihr Business sind!

Das “Wieviel?” ist letztlich der Aspekt, der dafür sorgt, dass Sie Investoren finden oder Ihr Kapital nicht immer geringer wird. Dieser Punkt ist erfolgskritisch, damit Sie Ihr Unternehmen nachhaltig führen können. Wenn Sie Kosten mit Ihren Erlösquellen vergleichen, können Sie Potenziale aufdecken, die Ihren Gewinn steigern können. Schauen Sie also auch hier, ob Sie es schaffen, ein bis zwei Sätzen zu erklären, wodurch Sie wie viel Geld verdienen.

Wenn Sie diese vier Punkte genau betrachtet und definiert haben, sollten Sie in der Lage sein, einer fremden Person während einer kurzen U-Bahn-Fahrt Ihr Geschäftsmodell zu erklären.

Auch wenn ein klar definiertes Geschäftsmodell Ihnen hilft, Fokus zu bewahren, sollten Sie dieses allerdings nicht als in Stein gemeißelt betrachten. Ein Geschäftsmodell kann und muss sich anpassen, falls sich die Marktbedingungen ändern. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihr Geschäftsmodell früh testen, sobald Ihr Unternehmen weit genug entwickelt ist, um am Markt zu agieren.

Geschäftsmodelle testen

Egal wie genau Sie es betrachtet haben: Ihr Geschäftsmodell wird Schwächen aufweisen. Daher ist es besser, diese so früh wie möglich zu erkennen und zu beheben. Je nach Ihrer Branche und der Art Ihres Unternehmens gibt es dabei einige Möglichkeiten, wie Sie Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung testen können.

Lean Start-up

Lean Start-ups sind Gründungen, die zu einem frühen Zeitpunkt mit einem “schmalen” Prototypen am Markt aktiv werden und dadurch ihr Geschäftsmodell frühzeitig testen können. Dadurch erhalten sie frühzeitig Feedback von Kunden, Geschäftspartnern oder der Konkurrenz und können das Geschäftsmodell in mehreren Schritten anpassen und wiederum erneut testen. Dies ist vor allem bei digitalen Geschäftsmodellen wie zum Beispiel einem SaaS-Start-up üblich, da das Produkt bzw. die Dienstleistung relativ einfach angepasst werden kann.

MVP

Ähnlich dem Lean Start-up ist die Methode des Minimum Viable Products (MVP). Dabei treten Unternehmen mit einem Produkt in der Öffentlichkeit auf, dass zwar noch nicht komplett ausgereift ist, aber geradeso eingeschätzt wird, überlebensfähig zu sein. Dadurch generiert das Unternehmen erste Umsätze, während das Produkt noch getestet und kontinuierlich angepasst wird. Mögliche Änderungen, die am Produkt getätigt werden müssen, sind nicht so kostspielig und kompliziert, wie wenn diese erst bei einem lang entwickelten Produkt integriert werden müssen.

Pop-Up

Ein Pop-up Store ist ein kleines Geschäft, das Sie entweder in einem kurzfristig frei stehenden Geschäftsraum oder einem anderen größeren Laden (sog. Shop-in-Shop) für eine bestimmte Zeit eröffnen. Dadurch haben Sie keine hohe Miete bzw. müssen keinen langfristigen Mietvertrag eingehen und sind daher mit weniger (finanziellem) Commitment konfrontiert. Ihre Produkte und das stationäre Geschäft als Verkaufskanal können so unkompliziert getestet werden. Dies ist z.B. bei kleineren Modelabels empfehlenswert, die (wenn überhaupt) bisher nur Online tätig waren und ihr Geschäftsmodell erweitern wollen.

Wie können Sie IHR Geschäftsmodell definieren?

Jetzt sind Sie dran! Analysieren Sie Ihr Unternehmen oder Ihre Idee anhand des Business Model Canvas und brechen es danach nach dem magischen Dreieck in ein paar kurze Sätze herunter. Am wichtigsten ist es, dass Sie herausfinden, was SIE besonders macht und von der Konkurrenz abhebt. Testen Sie Ihr Geschäftsmodell so früh wie möglich und passen es kontinuierlich an, um damit nachhaltig erfolgreich zu sein!

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