Die wichtigsten Preisstrategien – Definition und Beispiele
Letzte Aktualisierung am 23 Mai 2024 um 09:50 am
Preisstrategien sind ein entscheidender Faktor für den Erfolg jedes Unternehmens. Sie beeinflussen nicht nur die Profitabilität, sondern auch die Marktposition und das Kundenverhalten. Eine gut durchdachte Preisstrategie kann den Unterschied zwischen einem florierenden Geschäft und einem kämpfenden Unternehmen ausmachen. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Arten von Preisstrategien, ihre Vor- und Nachteile sowie Beispiele aus der Praxis beleuchten, um Ihnen zu helfen, die optimale Preisstrategie für Ihr Unternehmen zu finden und erfolgreich umzusetzen.
Produktkosten plus Gewinn ist gleich Verkaufspreis? Nicht ganz. Damit Sie den richtigen Preis für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung festlegen können, sollten Sie im Idealfall auch die Nachfrage, die Kaufkraft Ihrer Kund:innen, die Konkurrenz, die Positionierung Ihres Produkts, Ihre Unternehmensziele und womöglich weitere Faktoren berücksichtigen. Um den optimalen Preis zu ermitteln, gibt es verschiedene bewährte Preisstrategien.
Auf dem Weg zur richtigen Strategie gibt es also einiges, das Sie beachten müssen. In diesem Sortlist-Artikel geben wir Ihnen einen ersten Überblick über die drei wichtigsten Preisstrategien für Unternehmen sowie einige Untergruppen.
Definition
Preisstrategien sind Teil der Preispolitik eines Unternehmens. Ein bisschen selbsterklärend umfassen sie alle Überlegungen und Entscheidungen, die den Verkaufspreis eines Produkts oder einer Dienstleistung betreffen. Der Preis ist Teil des Marketing-Mix neben Produkt-, Vertriebs- und Kommunikationspolitik.
Ausgangspunkt vieler Preisstrategien im Marketing ist die Preisuntergrenze. Das ist jener Verkaufspreis, der alle anfallenden Kosten für ein Produkt oder eine Dienstleistung deckt, ohne dass dabei ein Gewinn entsteht.
Darauf aufbauend spielen sowohl externe Faktoren, wie die Marktsituation, als auch interne Faktoren, wie die Unternehmensziele und die Positionierung, eine Rolle. Je nachdem, ob Sie sich als Billiganbieter oder Luxusmarke sehen, wird Ihr Preis ein anderer sein.
Bevor wir Ihnen die verschiedenen Strategien vorstellen, haben Sie hier die Chance zu testen, was Sie bereits wissen:
Festpreisstrategien
Legen Sie als Unternehmen einmalig den Preis für Ihr Produkt fest, spricht man von Festpreisstrategien. Bei diesen Strategien spielt vor allem die Positionierung Ihres Produkts am Markt eine Rolle.
Festpreisstrategie Definition
Die Festpreisstrategie ist eine Preisstrategie, bei der ein Unternehmen seine Produkte oder Dienstleistungen zu festen, unveränderlichen Preisen anbietet. Diese Strategie wird häufig verwendet, um Transparenz und Vertrauen bei den Kunden zu schaffen, da die Preise vorhersehbar und stabil bleiben. Eine Festpreisstrategie kann in verschiedenen Branchen angewendet werden, wie z.B. im Einzelhandel, im Dienstleistungssektor oder im B2B-Geschäft. Sie bietet den Vorteil, dass Kunden keine Überraschungen bei den Preisen erleben und sich leichter für ein Produkt oder eine Dienstleistung entscheiden können, da sie genau wissen, was sie bezahlen müssen.
Ein wesentlicher Vorteil der Festpreisstrategie besteht darin, dass sie Preiskämpfe und Unsicherheiten vermeiden hilft. Unternehmen, die diese Strategie anwenden, positionieren sich oft als Anbieter von fairen und transparenten Preisen. Dies kann insbesondere in Märkten mit intensiver Konkurrenz oder bei Produkten mit langer Lebensdauer von Vorteil sein. Darüber hinaus erleichtert die Festpreisstrategie die Budgetierung und Planung sowohl für das Unternehmen als auch für den Kunden. Sie kann auch als Mittel zur Differenzierung dienen, indem sie das Vertrauen und die Loyalität der Kunden stärkt, die klare und stabile Preisstrukturen schätzen.
Niedrigpreisstrategie – Definition und Beispiele
Bei der Niedrigpreisstrategie versucht ein Anbieter, sich mit besonders günstigen Preisen zu positionieren. Die Niedrigpreisstrategie oder die Niedrigpreispolitik ist eine häufig angewendete Preisstrategie, bei der ein Unternehmen seine Produkte oder Dienstleistungen zu einem niedrigeren Preis anbietet, um Marktanteile zu gewinnen und Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Ein Beispielfür eine erfolgreicheNiedrigpreisstrategie ist der Einzelhandelsriese Aldi. Aldi setzt auf dauerhaft niedrige Preise, um Kunden anzulocken und zu binden. Durch eine schlanke Betriebsstruktur, effiziente Logistik und den Verzicht auf teure Werbemaßnahmen kann Aldi seine Kosten minimieren und die Einsparungen an die Kunden weitergeben. Diese Strategie hat Aldi geholfen, sich als einer der führenden Discounter in Europa zu etablieren.
Ein weiteres Beispiel für eine Niedrigpreisstrategie ist der US-amerikanische Einzelhändler Walmart. Walmart hat sich durch sein „Everyday Low Price“ (EDLP) Konzept einen Namen gemacht, bei dem das Unternehmen Produkte konstant zu den niedrigsten Preisen anbietet. Durch die Nutzung seiner enormen Einkaufsmacht, effiziente Lagerhaltung und eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten kann Walmart seine Betriebskosten niedrig halten und so kontinuierlich günstige Preise für seine Kunden gewährleisten. Diese Strategie hat Walmart geholfen, eine starke Kundenbasis aufzubauen und als größter Einzelhändler der Welt zu wachsen.
Im Technologiebereich hat Xiaomi, ein chinesischer Elektronikhersteller, ebenfalls erfolgreich eine Niedrigpreisstrategie angewendet. Xiaomi bietet Smartphones und andere Elektronikprodukte zu einem Bruchteil der Kosten an, die von Premium-Marken wie Apple und Samsung verlangt werden. Durch schlanke Produktionsprozesse, Direktvertrieb über Online-Kanäle und minimalen Marketingaufwand kann Xiaomi hochwertige Produkte zu günstigen Preisen anbieten. Diese Strategie hat Xiaomi geholfen, schnell Marktanteile zu gewinnen und sich in einem hart umkämpften Markt zu etablieren.
Diese Strategie kann aber nur dann rentabel sein, wenn alle anderen Unternehmenskosten möglichst gering sind. Ein weiterer Nachteil der Niedrigpreisstrategie ist, dass sie Kund:innen nur über den Preis an einen Anbieter bindet.
Hochpreisstrategie
Neben der mittleren Preisstrategie, die dem Namen nach das mittlere Preissegment und Kund:innen mit mittlerer Kaufkraft anvisieren, gibt es auch die Hochpreisstrategie. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Preis für ein Produkt über dem der Konkurrenz liegt.
Wer den höchsten Preis verlangt, muss dies aber mit Qualität und dem entsprechenden Image rechtfertigen können. Ein oft zitiertes Beispiel für eine Hochpreisstrategie ist der Technikhersteller Apple. Gemessen an der Leistung sind Laptops und Computer von Apple mitunter teurer als die der Konkurrenz. Gleichzeitig überzeugt die Qualität der Produkte von Apple, die mitunter Statussymbolen geworden sind, was wiederum Nachfrage generiert.
Luxuspreisstrategie
Luxuspreisstrategie stehen am obersten Ende der Preisstrategien mit festen Preisen. Hier ist neben dem Markenimage und der Qualität der Produkte vor allem die erwartete Exklusivität wichtig. Im Gegensatz zur Niedrigpreisstrategie, die auf die große Masse zugeschnitten ist, setzen Anbieter von Luxusartikel auf einen kleinen, aber sehr treuen Kundenkreis.
Sonderfälle bei Festpreisstrategien
Preisdifferenzierung
Preisdifferenzierung als Preisstrategie stellt eine Ausnahme bei den Festpreisstrategien dar. Hier fordert ein Unternehmen für ein und dasselbe Produkt verschiedene feste Preise. Bei der Gestaltung der Preise können regionale Faktoren eine Rolle spielen.
Ein Beispiel dafür ist, wenn ein Produkt in mehreren Ländern mit verschiedenen Preisniveaus angeboten wird und das Produkt in jedem Land somit auch einen anderen Preis hat. Ein anderes Beispiel für eine Preisdifferenzierung ist der klassische Mengenrabatt. Beispiele für eine individuelle Preisdifferenzierung sind Rabatte für Studierende oder Senior:innen.
Zielkostenstrategie
Bei der Zielkostenstrategie (Target Costing) wird ausgerechnet, wie teuer ein Produkt maximal sein darf, damit es weiterhin für Kund:innen noch attraktiv ist. Dieser Wert wird dann als Preis anvisiert.
Preisabfolgestrategien
Preisabfolge- oder dynamische Preisstrategien gehen davon aus, dass sich der Preis für ein Produkt im Laufe der Zeit sowohl nach unten als auch nach oben verändern kann.
Abschöpfungsstrategie (Skimming-Strategie)
Bei der Abschöpfungs- oder Skimming-Strategie wird ein Produkt zunächst zu einem teuren Preis auf den Markt eingeführt. Nimmt die Nachfrage im Laufe der Zeit ab, sinkt auch der Preis. Ein klassisches Beispiel für die Skimming-Strategie sind IT-Produkte, die nach einiger Zeit nicht mehr den neuesten Stand der Technik beinhalten.
Auf diese Weise werden zuerst diejenigen Verbraucher:innen erreicht, die bereit sind, den hohen Preis zu zahlen. Diese Gruppe an Konsument:innen wird also „abgeschöpft“ (engl.: skimming). Durch das allmähliche Senken des Preises werden nach und nach weitere Verbraucher:innen erreicht.
Ein weiteres Beispiel für den Einsatz der Skimming-Strategie ist der Smartphone-Markt. Hier wird gerne auf dieses Konzept zurückgegriffen. Jedoch ist die Konkurrenz inzwischen groß und es sind alle Preisklassen vertreten. Kund:innen haben also eine höhere Auswahl an vergleichbaren Produkten, sogenannten „Substituten“. Deshalb sollten Sie genau abwägen, inwiefern die Abschöpfungsstrategie für Ihr Produkt geeignet ist.
Penetrationsstrategie (Penetration Pricing)
Die Penetration Pricing ist die gegensätzliche Preisstrategie zur Skimming-Strategie. Hier wird ein Produkt zu einem niedrigen Preis auf den Markt eingeführt, der dann sukzessive angehoben wird. Mit der Penetrationsstrategie kann schnell Marktanteil geschaffen und ein neues Produkt positioniert werden. Diese Strategie kommt bei Elektronikgeräten oft zum Einsatz.
Preiswettbewerbsstrategien
Preiswettbewerbsstretagien sind ebenfalls dynamische Preisstrategien und richten sich stark nach den Preisen der Konkurrenz. Ähnlich wie Festpreisstrategien lassen sie sich an Kategorien vom niedrigsten bis zum höchsten Preis unterteilen. Kern dieser Strategie ist selbstverständlich die Konkurrenz im Blick zu halten. Weitere Informationen dazu wie du deine Konkurrenz kostenlos überwachst findest du im Blog von rankingCoach FREE.
Preiskämpfer
Preiskämpfer sind das dynamische Pendant zu Niedrigpreisstrategien. Mit den niedrigsten Preis auf dem Markt versucht ein Unternehmen, sich von der Konkurrenz abzuheben. Preiskämpfer-Produkte sprechen ein breites Publikum an. Die Preise können sich aber im Laufe der Zeit ändern, je nachdem was die Konkurrenz macht.
Preisfolger
Preisfolger orientieren sich in der Regel am höchsten Preis für ein vergleichbares Produkt am Markt und unterbieten diesen dann leicht. Die Preise werden ständig an jene des Preisführers angepasst. Diese Strategie wird oft von qualitativ hochwertigen Marken verfolgt, die allerdings weniger bekannt und etabliert sind als die Preisführer.
Preisführer
Der Preisführer hält in der Regel nicht nur den höchsten Preis, sondern auch den höchsten Marktanteil und diegrößteBekanntheit. Üblicherweise handelt es sich dabei um große und renommierte Unternehmen, die ein gewisses Markenimage haben, welches den höheren Preis in den Augen der Kund:innen rechtfertigt.
Immer noch unsicher, welcher Preis der Beste ist?
Die richtige Preisstrategie hängt also von zahlreichen Variablen ab, welche bei jedem Unternehmen unterschiedlich sind. Diese bestimmen unter anderem, ob es sinnvoller ist, Fest- oder dynamische Preisstrategien zu verfolgen. Bei der Festlegung auf eine Strategie können Sie sich auch von erfahrenen Marketing-Agenturen mit dem richtigen Know-How unterstützen lassen.
Gerne können Sie auch hier noch einmal unser Quiz ausprobieren, um zu testen, was Sie gelernt haben.
Bei Sortlist verfügen wir über umfangreiche Erfahrungen und fundiertes Wissen im Bereich Preisstrategien. Durch unsere Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Unternehmen und Agenturen aus verschiedenen Branchen haben wir tiefgehende Einblicke in erfolgreiche Preisstrategien und deren Umsetzung gewonnen. Unser Expertenteam analysiert kontinuierlich Markttrends und Best Practices, um unsere Kunden bestmöglich zu beraten und zu unterstützen. Mit unserem umfassenden Netzwerk und unserer Fachkompetenz sind wir bestens positioniert, um Ihnen wertvolle Einblicke und praxisnahe Beispiele zu Preisstrategien zu bieten.
FAQ
Preisstrategien sind Methoden, die Unternehmen anwenden, um ihre Produkte oder Dienstleistungen optimal zu bepreisen.
Es gibt zahlreiche Strategien, darunter Niedrigpreisstrategie, Hochpreisstrategie, Penetrationsstrategie und Skimmingstrategie.
Bei einer Niedrigpreisstrategie werden Produkte oder Dienstleistungen zu niedrigen Preisen angeboten, um Marktanteile zu gewinnen.
Eine Hochpreisstrategie setzt auf hohe Preise, um Qualität und Exklusivität zu signalisieren und höhere Gewinnmargen zu erzielen.
Die Penetrationsstrategie setzt anfangs niedrige Preise, um schnell Marktanteile zu gewinnen, und erhöht die Preise später.
Die Skimmingstrategie beginnt mit hohen Preisen für neue Produkte und senkt diese schrittweise, um verschiedene Marktsegmente zu erschließen.
Faktoren sind Marktbedingungen, Konkurrenz, Produktionskosten, Zielgruppe und Unternehmensziele.
Erfolg wird durch Umsatzsteigerung, Marktanteilsgewinn, Kundenbindung und Profitabilität gemessen.
Preiselastizität misst, wie sensibel die Nachfrage auf Preisänderungen reagiert, und beeinflusst die Wahl der Preisstrategie.
Sortlist bietet Expertenwissen und Analysen, um maßgeschneiderte Preisstrategien zu entwickeln, die Ihre Geschäftsziele unterstützen.