Joy of Use
Digitalstrategie

Joy of Use: Spaß, der mit dem Besucher bleibt

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Die „Joy of Use“ ist wohl etwas, was wir als etwas holprigen Werbeslogan eines Autoherstellers einordnen würden. Doch die emotionale Reaktion bezieht sich hier auf ein Software-Produkt oder eine Webseite. Sie ist Teil vom Nutzungserlebnis und findet nur im Unterbewusstsein der Nutzer:innen statt. Selten werden Sie als User:in in die Hände klatschen oder Ihren Freunden von der Freude berichten, die Sie beim Surfen erlebt haben, Das ist auch gar nicht das Ziel.

Der positive Eindruck, der bleibt

Die Bezeichnung „Joy of“ ist ein wenig irreführend, denn die Nutzerfreude ist kein wirklich prominentes Gefühl. Sie ist eng an die User Experience gebunden. Doch was genau ist der Unterschied?

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Die Erfahrung für den Nutzer oder die Nutzerin

Der Begriff User Experience (UX) ist mit einer ISO Norm definiert: die Definition der Norm 9241 – 210 besagt, UE ist „die Wahrnehmungen und Reaktionen einer Person, die sich aus der Nutzung und / oder der erwarteten Nutzung eines Produkts, Systems oder einer Dienstleistung ergeben“.

Im Fokus stehen hier also die subjektiven Eindrücke des Nutzers oder der Nutzerin. Dabei kommt zusammen, wie gut nutzbar ein Produkt ist (auch Usability genannt) und wie schön und emotional befriedigend die Nutzung ist. Dabei ist die Usability und alle damit einher gehenden Emotionen nicht nur auf die digitale Ebene und die Nutzung einer Website beschränkt. User Experience Design kommt bei allen erdenklichen Produkten zum Tragen.

Ein wichtiger Punkt innerhalb der User Experience ist das Gefühl, dass es angenehm ist, ein Produkt zu benutzen. Denn wenn wir ein Produkt nutzen, haben wir eine bestimmte Erwartung an eben dieses. Wird diese erfüllt, sind wir zufrieden. Hier setzt die Joy of Use letztlich an und geht noch über das Erlebnis der User Experience hinaus.

Die bleibende Freude

Die Freude der Nutzer:innen unterscheidet sich im Faktor Zeit. Denn während der Besucher bei der UX das Erlebte schnell wieder vergisst, bleibt die Joy of Use und ermutigt den/die Nutzer:in, die Website bald wieder oder weiter zu benutzen, um noch mehr positive Erfahrungen zu sammeln.

Drei Schlüssel zum besten Erlebnis

Wenn wir verstehen wollen, was genau die Joy of Use ausmacht, hilft es zu verstehen, aus welchen drei Elementen sich diese zusammensetzt.

Schlüssel 1: Funktion

Zum einen wäre da die Funktion. Diese haben wir weiter oben bereits als Usability bezeichnet. Eine Webseite, die permanent abstürzt oder die viel zu lang zum Laden braucht, wird keine Freude verursachen.

Schlüssel 2: Inhalt

Der nächste Punkt wäre der Inhalt. Es gibt wohl kaum etwas, das so frustriert, wie auf eine Suchanfrage hin auf eine Seite geleitet zu werden und dann dort nicht die gewünschte Information zu erhalten. Oder, wenn die Seite, die wir aufsuchen, einfach nur chaotisch und unübersichtlich sind, kann selbst der beste Inhalt nicht überzeugen.

Schlüssel 3: Ästhetik

Letztlich ist dann da noch die Ästhetik. Hier ist es wichtig, dass die Ästhetik nicht vom Gesagten ablenkt oder gar zu Lasten der Funktion geht. Eine Website ist in den seltensten Fällen ein Kunstprojekt, sondern dient einem bestimmten Zweck. Dementsprechend lohnen sich aufwendige Grafiken oder animierte Designelemente nur, wenn sie Teil eines weiter angelegten Marketing-Konzeptes sind.

Soweit, so theoretisch. Wir wissen nun um die theoretischen Komponenten der Joy of Use. Wo genau jedoch setzen die Emotionen ein? Welche Gefühle erleben die Nutzer:innen und warum?

Kleinigkeiten, die den Unterschied machen

Die Joy of Use begleitet uns auch nachdem wir die Website verlassen haben. Sie ist einer der Beweggründe, warum wir genau diese Seite wieder aufsuchen, obwohl es vielleicht in diesem Thema auch andere Möglichkeiten mit ähnlicher Usability gibt.

Nehmen wir das Beispiel zweier Online-Shops mit ähnlichem Angebot und Produkten. Während bei einem die Auswahl der Preisspanne mittels Nummern eingegeben wird, bietet der andere Schieberegler. Die Anwendung unterscheidet sich kaum, aber fast sicher werden die meisten Menschen die Benutzung der Regler bevorzugen. Kleine Elemente wie dieses kann eine Bindung an die Online-Präsenz der Unternehmen schaffen.

Erfolgserlebnis bleibt unbewusst…

Diese Entscheidung für oder gegen den Online-Shop  hängt also mit der Joy of Use zusammen. Allerdings werden nur die wenigsten Menschen diese Entscheidung bewusst auf die kleinen Regler zurückführen können. Doch genau dieses Erlebnis ist für den Nutzer:innen entscheidend und sollte vom Design- und Entwicklungs-Team stets beachtet werden.

… macht aber den Unterschied

Werfen wir noch einmal einen Blick zurück auf den Online-Shop mit den Stellreglern. Die Joy of Use ist es, die ihn im Vergleich zu der Konkurrenz abhebt. Dies ist auch, warum die Freude an der Nutzung heute so wichtig ist und warum Usability allein nicht mehr ausreicht, um ein Unternehmen online erfolgreich zu machen. Ein witziges Feature im Seitenaufbau oder ein einzigartigs Image können die Joy of Use steigern.

Möglichkeiten, die Joy of Use zu steigern

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Joy of Use auf einer Website zu steigern. Die Customer Experience wird dann besonders positiv, wenn die Anwendung von Spaß bis guter Funktion alles kombiniert. Ein paar einfache Möglichkeiten eines Online-shops sind beispielsweise:

  • Die bereits erwähnten Regler zur Preiseinstellung können mit weiteren Suchkriterien ergänzt werden. Die Suchkriterien sollten dabei möglichst eindeutig sein und gegebenenfalls sogar grafisch dargestellt werden.
  • Filter sollten sofort reagieren. Hat der Nutzer oder die Nutzerin einen Filter ausgesucht, sollte die Auswahl der angezeigten Produkte sofort angepasst werden.
  • Die Vorschaubilder sollten ebenfalls „interaktiv“ sein. Fährt ein:e User:in mit der Maus darüber, sollte sich die Ansicht verändern, das Produkt von einer anderen Seite gezeigt werden.
  • Klickt man auf einen Artikel, sollte der Übergang zwischen den Seiten oder das aufspringende Fenster einen weichen Übergang haben. Die Zeitverzögerung ist es, die hier wichtig ist.
  • Artikel sollten mit hochauflösenden Fotos dargestellt werden, sodass Details angesehen werden können.
  • Hat sich der Nutzer oder die Nutzerin für ein Produkt entschieden und legt dieses in den Warenkorb, sollte eine kleine Animation dies symbolisieren.

Alle diese Dinge sind keineswegs erforderlich für die Benutzung der Seite, machen aber einfach Spaß und erhöhen damit die Joy of Use.

Apple als Inventor

Doch nicht nur ein Shop oder eine Website sollte sich mit dieser Frage beschäftigen. Die Verwendung von „Joy of Use“-Elementen hat die Firma Apple in vielen Bereichen perfektioniert. Das Betriebssystem ihrer Laptops und Telefone ist voll von kleinen Elementen wie diesen. Oft wird die intuitive Bedienung der Geräte gelobt, doch tatsächlich ist es viel mehr die hochentwickelte Joy of Use, die Neukund:innen erlaubt, immer wieder mit Spaß neue Elemente zu entdecken

Denken wir nur an das iPhone. Wenn wir die Icons umstellen wollen, halten wir ein Icon gedrückt, sie beginnen zu zittern. Oder das hinein und hinaus Zoomen oder Drehen eines Bildes. Ein weiteres der gelungenen Elemente im iOS ist die Animation der ausgewählten App-Ordner, die ebenfalls „zeitverzögert“ in den Vordergrund wachsen und nicht einfach nur aufspringen. Apple hat es zweifelsohne verstanden, Joy of Use bei der Verwendung seiner Produkte als Maßstab hoch anzulegen.

Joy of Use: in allem Digitalen

Egal, ob Website, Newsletter, Telefon oder Laptop. Die Ansprache der Nutzer:innen mit neuen Geräten oder Oberflächen funktioniert heute nur noch, wenn der Besuch der Seite oder die Funktionen der Software Freude bereiten und Zufriedenheit generieren. Es müssen alle Bestandteile der Joy of Use zusammenkommen, Ästhetik allein oder gut strukturierter Service und Aufbau der Website reichen heute nicht mehr. Viel mehr kann mit guten Design-Kenntnissen und geschickten Einstellungen das Maximum an Joy of Use auch aus einem irrelevant erscheinenden Element wie einem Inhaltsverzeichnis geholt werden. Doch damit Benutzer:innen von dort noch weiter klicken, müssen sie diese Freude schon früh empfinden.

Es ist jedoch wichtig, dass die oben genannten Elemente zur Steigerung der Joy of Use bewusst und vorsichtig eingesetzt werden sollten. Die Nutzungsziele dürfen nicht aus den Augen verloren werden. Zu viele Animationen können eine Website verlangsamen und damit im Zweifel die Funktionalität beeinflussen. Alle drei Schlüssel der Joy of Use mit Bedacht und im richtigen Maße einzusetzen ist sicherlich keine leichte Aufgabe. Es müssen auch weitere Themen, wie das Marketing oder schlicht Serverkapazitäten, in Betracht gezogen werden. Wenn Sie im Bereich Marketing wenig Erfahrung haben, können wir Ihnen z.B diese Agenturen aus Stuttgart empfehlen!

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