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Digitalstrategie

Telemedizin: Die digitale Revolution im Gesundheitswesen

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Der Markt für Telemedizin ist bereits heute mit über 100 Milliarden USD riesig und dabei stehen wir erst noch am Anfang einer Digitalisierungswelle im medizinischen Sektor. Die Einsatzmöglichkeiten und Bereiche sind dabei nahezu unbegrenzt. Allen voran wird die Videosprechstunde als Möglichkeit zur Digitalisierung schon jetzt in vielen Arztpraxen und Krankenhäusern verwendet.

Getrieben von der COVID-19-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen hat der Fortschritt richtig Fahrt aufgenommen und die Nachfrage nach digitalen Lösungen ist deutlich gestiegen. Ausgangsbeschränkungen und die Gefahr von Infektionen waren die Gründe dafür, dass das Thema einen deutlichen Aufmerksamkeitsschwung bekam.

Doch was versteht man nun eigentlich unter Telemedizin, wo stehen wir heute und wie können auch bereits etablierte Unternehmen im Medizinsektor vom Trend der Telemedizin profitieren? 

Was versteht man unter dem Begriff Telemedizin?

Wer sich mit dem Thema Telemedizin auseinandersetzt, wird schnell erkennen, dass keine allgemeingültige Definition existiert. Der Begriff stellt eher einen Sammelbegriff für digitale medizinische Leistungen und Lösungen dar. Gemeinhin versteht man hierunter moderne Behandlungs-, Monitoring- und Gesprächslösungen, die über eine räumliche Distanz hinweg einen direkten und persönlichen Kontakt zwischen Patienten und behandelnden Arzt ermöglichen.

Ziel der Telemedizin ist eine vereinfachte Versorgung von Patienten, vor allem in ländlichen Regionen. Im Idealfall sollen dadurch Behandlungen vereinfacht, verbessert und beschleunigt werden.

Diagramm zur Entwicklung der Telem
Quelle: Fortune Business Insights, eigene Darstellung

Wo stehen wir aktuell mit der Telemedizin?

Aktuelle Einsatzmöglichkeiten

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Der Leistungsumfang und die Möglichkeiten sind groß und es werden beinahe täglich neue Zweige der Medizin erschlossen. Dabei haben schon heute sowohl im Praxis-und Klinikalltag als auch bei Notärzten und Pflegeeinrichtungen verschiedene Anwendungen Einzug gehalten. 

Videosprechstunde als Vorreiter in der Telemedizin

Die wohl bekannteste und gängigste Lösung stellt die Videosprechstunde dar. Besonders durch die COVID-19-Pandemie stieg die Zahl der Anwendungen in die Höhe. Haben 2019 laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung noch gerade einmal ca. 3.000 Videosprechstunden stattgefunden, so waren es 2020 hingegen bereits im ersten Halbjahr schon 1,4 Millionen.

Die Vorteile liegen hierbei klar auf der Hand. Für chronisch kranke und schwerkranke Patienten stellt das Warten in einem Wartezimmer eine erhöhte Infektionsgefahr dar. Dieses Infektionsrisiko wird durch den digitalen Kontakt umgangen. Zudem können dank des geringen Aufwands für Patienten und Arzt die Kontrolltermine einfacher, häufiger und komfortabler stattfinden. Denn der oft beschwerliche Weg in die Arztpraxis entfällt für eine Vielzahl von Untersuchungen und Kontrollen. 

Klar zu sagen gilt jedoch, dass durch den stark gestiegenen Bedarf an Videosprechstunden sich schnell Unternehmen wie bspw. Minxli etabliert haben, welche bereits zertifizierte Videosprechstunden-Lösungen durch eine API-Schnittstelle zur Verfügung stellen.

Telemonitoring, der neue Star in der Telemedizin?

Unter Telemonitoring versteht man ganz allgemein die Kontrolle und Auswertung von Gesundheitswerten und gemessenen Parametern aus der Ferne. Modernes Telemonitoring misst bestimmte Werte und übermittelt diese elektronisch, fortlaufend und komplett digital.

Telemonitoring kann somit helfen, chronische Krankheiten besser und engmaschiger zu kontrollieren, um schneller und gezielter auf Veränderungen reagieren zu können. 

Diese Chance hat auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung erkannt und mit den am 01. Januar 2022 eingeführten EBM-Ziffern reagiert. Mit diesen Ziffern ermöglicht die Kassenärztliche Bundesvereinigung erstmals das Abrechnen von Telemonitoring für Kassenpatienten mit Herzinsuffizienz im Stadium NYHA 2 und 3 und legt damit einen Meilenstein im Bereich des Telemonitoring.

Diese Entscheidung hat schnell dazu geführt, dass neue Produkte auf den Markt gekommen sind. Darunter auch Komplettlösungen wie von der Firma Actimi, welche in kürzester Zeit eine out-of-the-box Lösung zu genau dem Thema “Herzinssufizienz-Telemonitoring” an den Markt gebracht haben.

Digitalisierung im Rettungsdienst

Der Ärztemangel wird auch im Rettungsdienst immer sichtbarer. Vor allem in ländlichen Regionen kann es dauern, bis ein Notarzt an der Einsatzstelle eintrifft. Aus diesem Grund setzten Rettungsdienste in verschiedenen Regionen auf eine telemedizinische Begleitung.

Rettungsdienstpersonal kann sich per Headset und Videokamera direkt mit einem Facharzt verbinden und so die Zeit bis zum Eintreffen des regulären Notarztes durch Fachexpertise überbrücken. Durch modernste Technologien werden alle relevanten Vitalparameter wie EKG, Pulsoxymetrie und Blutdruck mit dem Telenotarzt geteilt.

So kann das Rettungsdienstpersonal am Einsatzort schnell und unkompliziert unterstützt und nötige Behandlungsschritte frühzeitig eingeleitet werden. Daraus resultiert eine einheitliche und qualitativ hochwertige Versorgung vor Ort, noch bevor der reguläre Notarzt eintrifft.  

Was sind die konkreten Kritikpunkte der Telemedizin?

„Wir werden da noch interessante Modelle erleben“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt in einem Interview. Er fügt allerdings hinzu: „Bauchschmerzen können Sie nicht online behandeln.“ Und genau an diesen Stellen stößt die Telemedizin an ihre Grenzen. Es entsteht zwar die Möglichkeit viele Behandlungen in das Internet zu verlagern, jedoch bei Weitem nicht alle. 

Ein weiteres Problem sehen die Kritiker außerdem in dem fehlenden persönlichen Kontakt. Der Faktor Mensch und die für die Behandlung notwendige Empathie geht zum Teil durch die neuen Technologien verloren. Der Arzt-Patienten-Kontakt, der häufig über Jahre entsteht und wächst, wird hierdurch wesentlich anonymer.

Die persönliche und ganz eigene Geschichte eines jeden Patienten kann schnell verloren gehen.  Diese Anonymität kann für viele Patienten aber auch ein großer Vorteil sein. Nicht alle Patienten wollen diesen engen Kontakt zu ihrem behandelnden Arzt. Allen voran bei unangenehmen Krankheitsbildern wie bei Geschlechtskrankheiten suchen viele Patienten den anonymen Kontakt. So kann die Telemedizin auch dazu führen, dass der Gang zum Hausarzt bei unangenehmen Themen nicht mehr immer weiter nach hinten geschoben wird. 

Ein großes aktuelles Problem kann auch der Datenschutz sowie die rechtliche Grundlage für Telemedizin sein.  Aufgrund der Verarbeitung von hochsensiblen Patientendaten unterliegen telemedizinsche Leistungen und Anwendungen in hohem Maße dem Datenschutz. Besonders die Datenübermittlung kann eine große Herausforderung für medizinisches Personal sein.

Eine besonders sichere Infrastruktur wird benötigt, um den ungewollten Zugriff Dritter auf Patientendaten zu verhindern. Dazu gehört grundsätzlich eine sichere Internetverbindung. Um hier einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, wurde im Jahr 2015 das sogenannte E-Health-Gesetz erlassen. Es verweist darauf, dass unterschiedliche gesetzliche Grundlagen in diesem Bereich zusammenfallen. Unterschiedliche telemedizinsche Anwendungen sollen eingeführt und umgesetzt werden. 

Trotz einiger Kritikpunkte, welche recht spezifische Themen adressieren, überwiegen die Vorteile der Telemedizin. Diese Vorteile bilden sich auch in der Nachfrage nach Telemedizin und der damit verbundenen Umsatzentwicklung ab, wie in der ersten Grafik zu sehen.

patient auf trage

Ist Telemedizin für etablierte Unternehmen im Medizinbereich ein muss?

Wie erläutert, überwiegen die Vorteile der Telemedizin so stark, dass daraus zu schließen ist, dass der Trend zur Telemedizin erst richtig Fahrt aufnimmt. Die vielen Vorteile der Digitalisierung auch im Medizinbereich werden immer spürbarer und wirken als Katalysator für weitere Einsatzmöglichkeiten. So ist stark davon auszugehen, dass die Herzinsuffizienz nur ein erster Test ist und bereits in näherer Zukunft weitere Krankheitsbilder durch Telemonitoring abgedeckt werden. 

Doch die Telemedizin wird nicht bei den bereits bestehenden Modellen und Ideen halt machen. Auch analoge, bestehende Prozesse und Gerätschaften im Medizinbereich müssen mittelfristig digital werden, um überhaupt wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei kann das Spektrum von der mobilen App im Physiobereich bis hin zur Maschinenanbindung an das Internet im Krankenhaus reichen. 

Nur wie geht man diesen Schritt in die richtige Richtung, und was gilt es zu beachten?

Diese Frage stellen sich viele etablierte Unternehmen und scheitern häufig an ähnlichen Herausforderungen.

Fernbehandlung und diagnostik durch Telemedizin

Wie auch Sie die Hürden des Telemedizin-Sektors meistern

Kaum ein Markt ist so reguliert wie der Medizinsektor in Deutschland. Wer es hier geschafft hat, schafft es überall. So könnte man zumindest meinen und genau das ist auch der Grund, woran viele Unternehmen scheitern. Für den Telemedizin-Markt gelten noch einmal andere Spielregeln.

Sichere Server, DSGVO-konforme Entwicklung, der richtige Umgang mit Patientendaten und vieles mehr. Hürden, die man häufig erst sieht, wenn es schon zu spät ist, die von vielen unterschätzt werden, wenn es um die digitale Entwicklung der eigenen Produkte geht. Dadurch werden inhouse Projekte nicht nur falsch eingeschätzt, sondern auch schnell um das vielfache teurer als zuvor kalkuliert. 

Aus diesen Gründen ist es besonders wichtig, vorab die eigenen Kompetenzen gut einzuordnen und eine Entscheidung zwischen Eigen- und Fremdentwicklung zu treffen. Manchmal genügt es schon, die internen Kompetenzen mit Schlüsselfiguren aufzustocken, um ein solches Projekt anzugehen. In anderen Fällen lohnt es sich jedoch, die Entwicklung an spezialisierte externe Agenturen wie Codana abzugeben, welche das benötigte Know-How bereits mit sich bringen und damit für eine reibungslose Produktentwicklung sorgen.

Ganz egal wie die Entscheidung ausfällt, empfiehlt es sich jedoch immer, das Projekt möglichst von allen Seiten zu beleuchten und Experten mit in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. 

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